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Mental Stark in Erfurt

Gemeinsam besser vor- und versorgen

Das Thema „mentale“ oder "psychische Gesundheit“ hat spätestens durch die dichten und vielfältigen Krisen der letzten Jahre, wie der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg, eine scheinbar neue Relevanz erhalten: Krankenkassen, Versorgungs- und Beratungseinrichtungen, Therapeuten, Lehrer und viele weitere zeichnen das Bild eines zunehmenden Versorgungsbedarfs, also steigenden Anfragen nach Therapie und Beratung bei einer weitgehend unveränderten und aus unserer Sicht in weiten Teilen unzureichenden Versorgungssituation von Hilfesuchenden1. Dies betrifft auch den Freistaat Thüringen und die Stadt Erfurt im Besonderen.

Natürlich sind hier im besonderen Bund und Länder in der Verantwortung, die entsprechenden Versorgungsstrukturen auszugestalten. Den Kommunen kommt hier aber unter anderem durch das Thüringer Gesetz zur Hilfe und Unterbringung psychisch kranker Menschen (ThürPsychKG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 5. Februar 2009 eine entscheidende Rolle zu2. Zwar stellen Gesundheitsförderung und Prävention keine generischen Pflichtaufgaben der Kommune im Sinne der Sozialgesetzbücher dar. Gerade dort, wo Versorgungslücken bestehen, stehen die Kommunen aber im Sinne der Ottawa Charta (1996) hier in einer besonderen Verantwortung. Wir fühlen uns im Besonderen mit den Thüringer Psychiatrie- und Suchtkoordinatoren verbunden, die mit viel Energie im Land für die Anliegen der Betroffenen kämpfen. Wir unterstützen diese in der Forderung zur Einrichtung psychiatrischer Krisendienste auf kommunaler Ebene, um so den Betroffenen verlässlich und unabhängig vom Wohnort eine zeitnahe Versorgungs- und Behandlungsperspektive zu ermöglichen3. Als Ökologische Demokraten sehen wir in Gesundheit keine Dienstleistung, keine Ware und kein Spekulationsobjekt! Initiativen wie das Gesundheitskollektiv (GeKo) in Berlin erscheinen uns hier als partizipatives, niedrigschwelliges und von der Stadtgesellschaft getragenes Gegenmodell als Alternative. Wir wollen ein GeKo unterstützen und uns für den Aufbau eines GeKo einsetzen.

Die vielfältigen Angebote des Bereichs "Seelisch fit in Erfurt"4 wie die Erfurter Gespräche zur Seelischen Gesundheit, die Arbeit der Betroffenen- und Angehörigeninitiativen oder das Projekt "Verrückt? Na und!" des Vereins "Irrsinnig Menschlich e.V." leisten aus unserer Sicht in einer zunehmend angespannten Versorgungssituation einen wertvollen und wichtigen Dienst. Als Ökologische Demokraten setzen wir uns dafür ein, diesen Angeboten eine nachhaltige Planung zu ermöglichen, sie barrierefrei und niedrigschwellig zu gestallten und die Akteure im Bereich seelische Gesundheit und Vorsorge immer besser zu koordinieren.

Wir befürworten und werben für ein Modellprojekt des Planungsbereichs Erfurt zur Verbesserung der Koordinierung psychiatrisch-psychotherapeutischer und weiterer Hilfen unter Einbeziehung der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen und den Trägern ambulanter sowie (teil-) stationärer Hilfen, angelehnt an das niederländische Modell. Ziel ist es, Bedarfe empirisch belastbar zu erfassen, Versorgung zu planen und vor allem unmittelbare und angemessene Hilfen für Hilfesuchende in der Regelversorgung zu ermöglichen.

Wir setzen uns in Erfurt ein für:

  • Bessere und verlässliche Ausstattung des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SPDi)
  • Stärkung der Koordinierungsfunktion des Sozialpsychiatrischen Dienstes (SPDi) im Geiste der Ottawa Charta (1996)
  • Einrichtung eines Krisendienstes und ggf. Umsetzung des Flexible Assertive Community Treatment (FACT) durch den sozialpsychiatrischen Dienst (SPDi) bzw.  den Gemeindepsychiatrischen Verbund (GPV)
  • Niedrigschwellige und bedarfsnahe Angebote nachhaltig stärken, angelehnt an das niederländische Modell
  • Lokale Initiativen ("Seelisch fit in Erfurt") verlässlich absichern
  • Förderung eines lokalen Gesundheitskollektivs nach dem Vorbild des GeKo Berlin e.V., denn Gesundheit ist keine Ware!

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Fußnoten